Die 3 wichtigsten Hebel für erfolgreiche Digitalisierungsprojekte in der Lebensmittelindustrie

Inhaltsverzeichnis

    Zukunftsfähigkeit führt auch für Unternehmen der Lebensmittelindustrie oft über den Weg der Digitalisierung und dem damit verbundenen technologischen Fortschritt. In einer regulierten Branche gelten für eine moderne Produktion auch verbindliche Security-Anforderungen, und die werden aktuell erhöht. Spannend zu wissen: die entscheidenden Hebel für erfolgreiche Security-Projekte sind oftmals dieselben, die auch Digitalisierungsprojekte wesentlich voranbringen. Sie zu priorisieren, bringt beide Ziele zusammen und macht Ihr Unternehmen fit für die Zukunft.

    Neue Pflichten im KRITIS-Sektor Ernährung

    Damit die tägliche Lebensmittelversorgung funktioniert, muss die weitreichend vernetzte Kette aus Erzeugung, Produktion, Lagerung und Handel widerstandsfähig sein. Die Lebensmittelindustrie ist daher im Sektor Ernährung reguliert. Betroffene Unternehmen müssen ganzheitliche Schutzmaßnahmen für Netz- und Informationssysteme nach dem Stand der Technik nachweislich umsetzen.

    Komplexe Lieferketten sollen künftig noch besser gegen Cybergefahren abgesichert sein. Die KRITIS-Regulierung wird mit neuen Vorgaben in den EU-Richtlinien NIS2 und CER strenger. Das erhöht auch den Druck auf die Lebensmittelindustrie, Security-Maßnahmen zeitnah umzusetzen.

    Rahmenbedingungen für die Lebensmittelindustrie

    Besonders in den Betrieben der Lebensmittelindustrie stehen folgende Themen im Mittelpunkt:

    Weitreichende Vernetzung der Lieferketten

    Große Abhängigkeiten gibt es nicht nur zwischen einzelnen Unternehmen im KRITIS-Sektor Ernährung. Auch zu Unternehmen in anderen KRITIS-Sektoren wie Wasser, Energie, Finanzen und Versicherungen und Transport und Verkehr bestehen viele Schnittstellen.

    Preisdruck und Ressourcenknappheit

    In der Lebensmittelindustrie ist der Kostendruck besonders groß, denn am Ende entscheidet der Verbraucher allzu oft hauptsächlich nach dem Preis. Bei allen Akteuren sind die Ressourcen knapp. Fehlendes Personal fördert die Fehleranfälligkeit und schwächt die Resilienz.

    Sensible Rohstoffe und Produkte

    Zutaten und verarbeitete Lebensmittel sind bei unsachgemäßer Behandlung, Lagerung oder Verarbeitung schnell verderblich. Durchgehende Kühlketten sind für die Lebensmittelsicherheit essenziell. Störungen können dazu führen, dass aufwändige Entsorgungs- und Reinigungsverfahren erforderlich werden, um dem Anspruch an die Lebensmittelsicherheit gerecht zu werden.

    Hoher Automationsgrad

    Prozesse in der Produktion und in der Lagerlogistik laufen hochautomatisiert ab. Die Abhängigkeit von IT-Systemen ist umfassend. Viele Systeme sind gekoppelt, auftretende Störungen können sich weit ausbreiten.

    Starke Abhängigkeit von Energieversorgung

    Die Produktion ist auf eine konstante Energieversorgung angewiesen. Ein Stromausfall oder Schwankungen können die Echtzeit-Datenkommunikation empfindlich stören. Ob Anlagen geregelt heruntergefahren werden können, ist entscheidend dafür, wie gravierend die Folgen technischer Störungen sind und welche notwenigen Aktionen wie z.B. Reinigungszyklen sie nach sich ziehen.

    Regulierung

    Neben dem IT-Sicherheitsgesetz, das die Absicherung informationstechnischer Systeme verbindlich vorgibt, sind in der Lebensmittelindustrie viele weitere einschlägige Vorgaben zu beachten. Beispiele dafür sind das ESVG (Ernährungssicherstellungs- und –vorsorgesetz), das LFGB (Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch), die LMIV (Lebensmittelinformationsverordnung) und die Hygieneverordnung.

    OT-Security in der Lebensmittelindustrie

    Um OT-Security nach den Anforderungen der Regulierung umzusetzen, müssen grundlegende Voraussetzungen geschaffen werden:

    Transparenz

    In heterogenen Industrieumgebungen, wo über Jahrzehnte hinweg Anlagen undokumentiert erweitert wurden, müssen relevante Informationen zu Assets und deren Zuständen verfügbar sein. Ein aktuelles Inventar sowie Informationen zur Konfiguration, zum Softwarestand und sogar zum physikalischen Standort sind für die Konzeption von Security-Maßnahmen unerlässlich.

    Verantwortung

    Security in OT-Bereichen umzusetzen geht anders als in der IT, weil es in der Produktion besondere Abhängigkeiten im Echtzeit-Betrieb und Anforderungen an die Verfügbarkeit gibt. Das muss bei der Konzeption und Umsetzung von Security-Maßnahmen entsprechend berücksichtigt werden. Damit OT-Security im Betrieb funktioniert, müssen aussagefähige Ansprechpartner involviert sein und Verantwortlichkeiten auch für den Betrieb festgelegt sein.

    Standardisierung

    Ein sicherer OT-Betrieb setzt eine professionelle Organisation voraus. Dazu zählen einheitliche Infrastruktur-Standards, Prozesse und werkübergreifende Vorgaben. In jedem Werk sollten dieselben Technologien für dieselbe Aufgabe eingesetzt werden, so dass Synergieeffekte entstehen. Auf diese Weise können Security-Maßnahmen einheitlich und damit einfacher eingeführt werden.

    Security als Enabler für technischen Fortschritt

    Umgesetzte Security-Maßnahmen bringen eine Vielzahl von Mehrwerten ins Unternehmen. Der Fun-Fact ist: Security ist dabei nur ein Mehrwert von vielen. In vielen Fällen behandeln Security-Projekte eigentlich Infrastruktur- und Prozessthemen.

    Dafür müssen die Basis-Infrastrukturen in Ihrem Unternehmen gehärtet und die Prozesse stabil sein. Die Voraussetzung hierfür ist ein professioneller und sicherer OT-Betrieb.

    Digitalisierungsprojekte in der Lebensmittelindustrie

    Unternehmen in der Lebensmittelindustrie müssen sich nachhaltig und zukunftsfähig aufstellen. Dafür laufen derzeit eine Vielzahl von Digitalisierungsprojekten, wie zum Beispiel:

    • Erheben von Maschinendaten

    Maschinendaten, die im Produktionsprozess gesammelt werden, sind wichtige Planungsgrundlagen. Ihre Auswertung ermöglicht es beispielsweise, Engpässe zu identifizieren und angepasste Reaktionen darauf vorzunehmen. Auch für Digital-Twin-Anwendungen, bei denen physische Prozesse softwarebasiert abgebildet werden, sind Maschinendaten unerlässlich.

    • Aufbau von MES und BDE

    Durch den Aufbau ganzheitlicher MES (Manufacuturing Execution System)- und BDE (Betriebsdatenerfassung)-Lösungen können Produktionsabläufe effizient gesteuert und koordiniert werden. Dazu müssen auch Schnittstellen zum Enterprise-Ressource-Planning-System (ERP) und zu Prozessleitsystemen etabliert werden.

    • Energiedaten-Management

    Vor allem in energieintensiven Branchen wie der Lebensmittelindustrie ist ein optimierter Ressourceneinsatz grundlegend für Kosteneffizienz und Rentabilität. Eine smarte Sensorik und IIoT-Anwendungen geben Aufschluss über den Energiebedarf des Maschinenparks und ermöglichen Kosteneinsparungen durch eine bedarfsgerechte Steuerung

    • Predictive Maintenance

    Die permanente Zustandsüberwachung ermöglicht es, Wartung und Instandhaltung von Maschinen vorausschauend zu planen und bedarfsgerecht durchzuführen. Das erhöht einen effizienten Einsatz der Personalressourcen und unterstützt die Anlagenverfügbarkeit.

    • Grundlagenprojekte

    Um Stammdaten, die in der Produktion in verschiedenen Anwendungen verfügbar sind, nutzbar zu machen, müssen die Schnittstellen funktionieren. Eine Stammdatenharmonisierung sorgt für eine einheitliche Datenbasis und schafft damit eine wichtige Grundlage für ihre Nutzung.

    • Digitale Zusatzleistungen

    Digitale Zusatzleistungen schaffen Mehrwerte für Kunden und sind lukrativ. Dafür müssen Anbindungen zum Beispiel an Serviceportale oder für Shops realisiert werden.

    3 starke Hebel für erfolgreiche Digitalisierungsprojekte

    Synergieeffekte aus der OT-Security können auch für Digitalisierungsprojekte genutzt werden, denn beides baut auf denselben wichtigen Grundlagen auf. In der Praxis gibt es drei Maßnahmen, die starke Hebel für einen zukunftsfähigen sicheren Betrieb sind:

    1. OT-Asset-Management

    Auch Digitalisierungsprojekte erfordern Transparenz. Nur wenn bekannt ist, welche Assets im Netzwerk sind, kann der Einsatz innovativer Anwendungen richtig darauf abgestimmt werden. Ein OT-Asset-Management steht für eine professionelle Verwaltung aller Assets über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Es enthält relevante aktuelle Daten über die Assets, die für viele Use Cases im Unternehmen wichtig sind. Der Aufbau eines OT-Asset-Managements gehört zu den Themen, die am höchsten priorisiert werden sollten. Dafür hat sich folgende Vorgehensweise bewährt:

    – Umfang, Scope und Zielsetzung klären

    – Festlegen der Anwendungsfälle für das OT-Asset-Management

    – Anforderungsanalysen erstellen und Verantwortlichkeiten definieren

    – Proof of Concept für eine geeignete Lösung durchführen

    – Integrationskonzepte erstellen

    – Umsetzung, Rollout-Unterstützung und Initiierung der Folgeprojekte

    – Betriebskonzept entwickeln

    2. Zukunftsfähige sichere Netzwerkarchitektur

    Eine Harmonisierung der technologischen Entwicklung und der Security-technischen Entwicklung sorgt für stabile moderne Netze. Diese sind grundlegend für neue Anlagen, die über moderne Technologien in zunehmend vernetzten Umgebungen kommunizieren.

    Oftmals können Segmentierungsprojekte, die Standardisierung von Fernwartungszugängen und das Neudenken der Netze aus Security-Sicht für diese Basisfundamente genutzt werden. Weiterhin schafft eine gute zukunftsfähige Netzwerkarchitektur auch die richtige technische Anbindung von IIoT-Geräten (smarte Sensorik, Edge-Gateways, etc.) und berücksichtigt auch aktuelle Cloud-Ansätze.

    3. OT-Organisation

    Eine OT-Organisation verantwortet den Betrieb der OT-Systeme und die strategische Ausrichtung der OT-Infrastruktur. Sie ist direkter Ansprechpartner bei Digitalisierungsprojekten und gibt Standards vor, wie die einzelnen Themen in allen Werken umzusetzen sind. Der Change-Prozess und die technische Umsetzung im Feld liegen damit bei einer zentralen zuständigen Instanz.
    Der Mehrwert eines solchen organisierten Fachbereichs geht weit über den Security-Aspekt hinaus. Eine OT-Organisation ist eine wichtige Voraussetzung, um Digitalisierungsprojekte erfolgreich in den Betrieb zu bringen.

    Es gilt, Know-how zu konsolidieren und die eingeschlichenen Organisationsstrukturen zu überdenken und in eine moderne OT-Betriebsorganisation zu überführen. Mehr hierzu erfahren Sie in unserem Artikel Was ist denn bitte eine OT-Organisation?

    Fazit

    OT-Bereiche in der Lebensmittelindustrie befinden sich bereits jetzt in einem komplexen Veränderungsprozess. Die Mischung aus zahlreichen Digitalisierungsprojekten, neuen Anwendungen und Technologien sowie die zunehmende Regulierung mit ihren Kontrollen sorgen für eine angespannte Ressourcenlage.

    Gut zu wissen also, wenn hier Synergien genutzt werden können. Es geht nämlich um dieselben grundlegenden Themen. Sowohl beim Vorantreiben der Digitalisierung als auch bei der Umsetzung von Security sollte der Fokus auf den Maßnahmen liegen, die eine zügige Professionalisierung in der OT bewirken.

    Guide: OT-Asset-Management

    Tim Bauer
    Solution Architect für OT- & BAS-Security

    Zuverlässiges OT-Asset-Management ist immer noch eines der essentiellsten Themen in der vernetzten Produktion und Automation. Unerlässlich für Security, für die Zukunftsfähigkeit und einen stabilen Betrieb.

    Wie ein erfolgreiches Assetmanagement-Projekt aussehen sollte und worauf Sie achten sollten, zeigen wir Ihnen In unserem Guide: OT-Asset-Management effizient einführen.

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