Teamviewer & Co: Wie tauglich sind Softwarelösungen für die Fernwartung in der Industrie wirklich?

Inhaltsverzeichnis

    Ein Blick in einige Instandhaltungen und Betriebsengineerings genügt meistens und man entdeckt recht schnell eine Vielzahl an Softwarelösungen, die für die Fernwartung verwendet werden. Der Grund hierfür ist verständlich: Die Lösungen funktionieren und das ohne viel drum herum oder Einarbeitungszeit.

    Insbesondere Lösungen wie „Teamviewer“ haben mittlerweile (subjektiv) einen großen Anteil an der heutigen Fernwartungslandschaft. In den folgenden Absätzen untersuchen wir den Einsatz von Softwarelösungen auf die Tauglichkeit bei der Fernwartung im industriellen Umfeld.

    Fernwartungssoftware – Einfacher und schneller Einsatz

    Software-basierte Fernwartungslösungen punkten oftmals mit einer sehr einfachen Installation, enthaltenen Betriebs- und Monitor-Funktionen, sowie günstigen und in Einzelfällen sogar kostenlosen Lizenzmodellen. Insbesondere der Hersteller Teamviewer hat sich hier einen Namen geschaffen. Dies wird besonders dann deutlich, wenn sowohl Dienstleister als auch Kunden ihn schon fast als Gattungsnamen verwenden:

    „Hätten Sie kurz Zeit mit Teamviewer nachzusehen?“.

    Teamviewer steht an dieser Stelle mit seiner Funktionsweise stellvertretend für viele Anbieter seiner Art. Sowohl auf dem Fernwartungs-PC als auch auf dem jeweiligen Zielsystem wird die Fernwartungssoftware installiert. Der Verbindungsaufbau erfolgt dabei primär über einen Server im Internet. Einige Anbieter bieten mittlerweile auch die Möglichkeit die Serversoftware selbst zu betreiben. Dies kommt jedoch in der Praxis bisher noch recht selten vor.

    Der Vorteil hierbei liegt besonders in der unkomplizierten Funktionsweise und vor allem in der schnellen Einsatzbereitschaft. Da der Server nicht im eigenen Unternehmen steht, entfällt dessen Integration und Pflege. Allerdings muss er aus dem Netz, in dem sich das zu wartende System befindet, erreichbar sein. Dies bedeutet eine Freischaltung der notwendigen Verbindungen über die Unternehmensfirewall. (Diese Verbindung von „Innen“ nach „Außen“ ist in der Regel jedoch standardmäßig konfiguriert!)

    Instandhaltung und Betriebsengineering schätzen sehr, dass solche Softwarelösungen ohne Zutun der IT einfach und schnell verwendet werden können. Weiterhin werden solche Lösungen auf Grund ihrer einfachen Handhabung auch gerne von Maschinenbauer an die eigenen Kunden getragen.

    Bei dieser hohen Verbreitung (und vor allem der „impliziten“ Akzeptanz gegenüber Fernwartungssoftware) fallen bekannte Nachteile und Sicherheitsprobleme oftmals unter den Tisch.

    Nachteile und Sicherheitsprobleme

    Da Fernwartung auch an sensiblen Geräten und Anlagen stattfindet, sollte man den Sicherheitsaspekt der eingesetzten Lösung nicht vernachlässigen. Bei Softwarelösungen laufen die Fernwartungszugriffe in der Regel über den Server eines Dritten, der sich nicht unter der eigenen Kontrolle befindet. Dies stellt ein potenzielles Sicherheitsproblem dar. Einige Anbieter bieten die Möglichkeit diesen externen Server zu mieten oder zu kaufen und in der eigenen DMZ (Demilitarisierte Zone) zu platzieren. Damit kann man sich zumindest die gesamte Infrastruktur wieder ins eigene Unternehmen holen.

    Ein Nachteil bleibt jedoch bestehen: Die Fernwartungslösung muss immer direkt an das Zielsystem gekoppelt werden. Ist das Zielsystem defekt, fällt damit die Software und somit auch die Möglichkeit einer Fernwartung aus. Hierbei zeigt sich, dass Softwarelösungen für die professionelle Wartung von Industrieanlagen und Systemen sich in manchen Fällen nur eingeschränkt eignen. Je nach Zielsystem lässt sich z.B. auf einer Steuerung (PLC/SPS) nicht oftmals ohne weiteres einfach ein Stück Software installieren.

    Der Grund hierfür ist, dass die im Industrieumfeld eingesetzte Hardware und Software auf Langlebigkeit und Funktion ausgelegt ist. Dies führt dazu, dass einige Systeme das letzte Mal vor Jahren direkt nach ihrer Installation aktualisiert wurden. Und dies kann unter Umständen schon 10 Jahre her sein. Wir haben also den Fall, dass wir eine Uralt-Hardware mit einer Uralt-Software in unserem internen Netz betreiben, für die es schon gar keine Updates mehr gibt. Dies macht eine Installation aus Kompatibilitätsgründen oftmals unmöglich.

    Was nun?

    Softwarelösungen sind eine schnelle und einfache Möglichkeit, um Fernwartung zu ermöglichen. Die Lösungen bieten mittlerweile eine Reihe an hilfreichen Funktionen wie Datentransfer, Aufzeichnung oder auch ein Monitoring.

    Bei der eigentlichen Wahl zwischen „Hardware“ oder „Software“ entscheidet jedoch der Einzelfall und die konkreten Anforderungen.

    Das eigentliche Problem besteht eher in der Implementierung der Fernwartungslösung im Unternehmen. Man sollte immer kritisch hinterfragen, wenn „irgendwelche“ Lösungen einfach im Unternehmen existieren. Hier sollte es zentrale Vorgaben, z.B. aus der IT, geben.

    Nur wenn eine Fernwartungslösung gut geplant und im Unternehmen akzeptiert ist, kann diese auch sicher betrieben werden.

    Letztendlich hat (fast) jede Software ihre Daseinsberechtigung. Oftmals ist das Problem nicht die Wahl der Lösung, sondern vielmehr die routinierte und kontrollierte Integration ins Unternehmen.

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